Wie kann man Kunst machen in einer Welt, in der es Krieg gibt? Wie kann ich so tun, als ob die Dinge Bedeutung hätten, wenn an anderen Orten Menschen sterben? Ist die Schönheit, die ich sehe, echt oder geheuchelt, weil sie das Leid verschwinden lässt? Wirkliche Schönheit existiert doch auch im Leid, oder durch das Leid, oder kommt nur dadurch zutage. Ist Schönheit, die nicht Leid ist, oberflächlich? Was ist mit all den Männern, die die gleiche Natur verherrlichen, die sie am nächsten Tag zerstören? Mit all den Männern, die in ihrer Kunst Frauen anbeten, nur um sie sich dann untertan zu machen? All die Kunst, die „Wilde“ romantisiert, und damit ihre Auslöschung schön macht? Wie kann Kunst nicht ignorant sein, in einer Welt, die es ist? Wie kann Kunst dazu dienen, nicht zu erobern und zu besitzen, sondern dazu Teil zu sein, Verbindung zu sein, da zu sein?
Wie kann Kunst nicht politisch sein? Verfehlt sie nicht ihr Ziel, wenn sie nichts verändern möchte, nicht berühren möchte, nicht nackt machen möchte? Wie kann Kunst nicht Leben und Tod zugleich sein? Kann mein Leben Kunst sein, mit diesem Anspruch? Alles zu ehren, was da ist, alles zuzulassen, alles auszudrücken, nicht zu fliehen? Ist Leben getrennt von Kunst? Wie kann man sein Leben in Kunst fließen lassen und andersherum? Kunst als Suche nach Wahrheit und Authentizität, ist das dann automatisch politisch?
Wie kann ich Schönheit empfinden um mich herum, wenn es die gleiche Welt ist, in der Menschen von der Polizei ins Gesicht geschossen wird? Und wie kommt es, dass ich darüber jetzt schreibe, nachdem weiße Studierende in den USA die Opfer sind, und nicht nach all den grausamen Nachrichten aus Palästina, die ich wochenlang verfolgt habe? Ich möchte auf authentische Art Schönheit empfinden, die das Leid nicht verdrängt, sondern es aufnimmt. Wie nah ist Schönheit an Leid? Wie kann man beides sehen, ohne eins zu verneinen?
Gedichte: